Noch vor wenigen Wochen richteten sich die Augen der Welt auf Japan. Erschüttert nahmen wir die Bilder auf und hörten die Berichte von der Naturkatastrophe, der eine technische Katastrophe folgte.
Voller Mitgefühl für die Menschen, die alles verloren haben und nun in der Angst vor radioaktiver Strahlung leben, wurden Spendenaktionen ins Leben gerufen, um schnell und unbürokratisch zu helfen. Gut so!
Eine Schlagzeile von gestern?
Doch erstaunlich, wie schnell die Augen und Ohren der Welt sich wieder anderen Themen zuwenden. Fukushima ist in den aktuellen Nachrichten merklich nach hinten gerückt. Andere Themen drängen sich in den Vordergrund. Gott sei Dank ist es gelungen, das Leck in der Kabelgrube, durch das radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik geflossen ist, abzudichten. Im Moment wird überlegt, die Evakuierungszone um das Kernkraftwerk zu erweitern.
Doch was ist aus der ehrlichen Bestandsaufnahme geworden, die weltweit im Blick auf die Kernkraft gefordert wurde? Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima – was muss denn noch passieren, dass wir Menschen anfangen umzudenken? Wie können wir die Gefahren der Kernkraft immer noch unterschätzen?
Eigentlich hört es sich ganz einfach an: Um aus Atomen Energie zu gewinnen, werden sie mit Neutronen beschossen. Der Atomkern spaltet sich, es entstehen Energie und radioaktive Strahlung. Das Problem dabei sind die bei der Kernspaltung entstehenden neuen Neutronen, die auf die anderen Atomkerne des Spaltmaterials treffen. Eine Kettenreaktion beginnt. Lässt sich diese kontrollieren, ist alles in Ordnung, doch versagt ein Kontrollsystem, dann wird aus der kontrollierten Kettenreaktion eine unkontrollierte. Und das kann – wie jetzt in Japan – katastrophale Folgen haben.
Verantwortung einfordern
Mögliche Gesundheitsschäden hängen von Dauer, Art und Stärke einer Strahlenbelastung ab und reichen von bösartigen Tumoren bis zu inneren Blutungen und dem unmittelbaren Tod. Auch Schädigungen am Erbgut der Menschen sind möglich. Lebensmittel aus belasteten Regionen sind unter Umständen langfristig vergiftet.
Wir müssen endlich damit beginnen, unser persönliches Handeln an der Bewahrung der Schöpfung auszurichten – auch wenn das mit spürbaren Einschränkungen in unserem Alltag verbunden ist (z.B. Energieverbrauch). Und wir müssen unseren regierenden Politikern glaubhaft deutlich machen, dass wir ihr Handeln danach beurteilen, ob es den Menschen und der Natur dient. Jene Manager, Aktionäre und Verantwortlichen in der Wirtschaft, deren alleiniges Credo die Gewinnmaximierung ist, müssen endlich für die Folgen ihres Tuns haftbar gemacht werden.
Mit Naturkatastrophen werden wir Menschen auf unserem blauen Planeten leben müssen. Sie gehören zum natürlichen Lauf der Dinge.
Mit verstrahlten Kindern und radioaktiven Fischen müssten wir nicht leben. Um dies zu verhindern hat Gott uns unseren Verstand und unser Mitgefühl verliehen, meint
Ihr Pfarrer Christian Brost
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