(v.l.n.r. Kurator G. Lauermann, Prof. U. Jesionek, Bischof M. Bünker, Abt G. Wilfinger, Pfr. Chr. Brost. Foto: Bezirksblätter Korneuburg)
Unter diesem Motto lud die evangelische Pfarrgemeinde am 13. Jänner 2011 ins Z2000 zu einem „Philosophischen Kulinarium“ ein. Das ausgezeichnete Catering vom Dreikönigshof und Thomas Hopfeld bildete den kulinarischen Rahmen für eine eindrucksvolle Veranstaltung. Pfarrer Christian Brost und Kurator Gert Lauermann durften unter den rund siebzig Gästen auch Bürgermeister Helmut Laab sowie die beiden Vizebürgermeisterinnen Christa Niederhammer und Susanne Hermanek begrüßen.
Zu Beginn baten sie drei Persönlichkeiten an das Rednerpult, die in ihren kurzen Ausführungen zum nicht nur in unserer Zeit brisanten Thema „Fremd daheim“ Stellung nahmen.
Ein Begriff im Wandel
Prof. Udo Jesionek, ehemaliger Präsident des Jugendgerichtshofes Wien und derzeit Mitarbeiter in zahlreichen sozialen Hilfseinrichtungen, sah vor allem die Wandlung des Begriffs Asylwerber seit dem Ungarnaufstand und dem Fall des Eisernen Vorhangs als ein zentrales Problem im Umgang mit Menschen, die ihre Heimat aufgeben mussten. Er forderte die schweigende Mehrheit der Öffentlichkeit auf, sich nicht von jenem Teil unserer Gesellschaft verdrängen zu lassen, die Misstrauen als erste Regel gegenüber Heimatlosen aufstellen.
Sprache ermöglicht Verstehen
Der Abt des Stiftes Melk, Georg Wilfinger, beschäftigte sich zunächst mit dem Schicksal des Pilgers Koloman, dem als sprachenunkundigen Fremden von der Stockerauer Bevölkerung mit tödlichem Misstrauen begegnet wurde und dessen Leichnam seit fast 1000 Jahren in der Melker Stiftskirche ruht. Damals wie heute ist es vor allem die Sprache, die das Verstehen von Fremden ermöglicht.
Botschaft des christlichen Weltbilds
Als dritter Redner betonte Bischof Dr. Michael Bünker die enorme Aktualität des christlichen Weltbildes für das Thema „fremd daheim“. Gerade die ersten Christen gingen in die Fremde und ließen ihre Heimat zurück. Ihre Botschaft ist bis heute die Bereitschaft zu Nächstenliebe und zur Verantwortung gegenüber den Schwachen.
Conclusio
In einer anschließenden Fragerunde wurde vor allem zu drei Bereichen mit bewegenden und überzeugenden Worten Stellung genommen:
- Wer Religionen dafür verwendet, um anzugreifen oder zu verteidigen, der missbraucht sie.
- Aus dem Schneckenhaus der Ablehnung von Fremden kann man am einfachsten dadurch herausfinden, dass man sich ehrenamtlich in Hilfe bietende Organisationen einbringt.
- Die Schwellen der Türen unserer Gesellschaft können in erster Linie durch die Suche nach Gespräch verschwinden.
Renate Schmidt
Der Reinerlös dieses Benefizabends fließt in das „Projekt Lebensraum“.
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